5. Bedarfsgerechte, wirtschaftliche IT
Das bestehende Niveau des Einsatzes der IT in der Verwaltung des Freistaates Sachsen soll gesichert und ausgebaut werden, um die Potenziale der IT für eine bürgernahe, effiziente und verlässliche Verwaltungstätigkeit zu nutzen. Dafür sind Ressourcen in beträchtlichem, zunehmendem Maße aufzuwenden. Dies wird Akzeptanz finden, wenn die Leistungen der IT für jeden Fachbereich bedarfsgerecht bereit stehen und diese Bereitstellung wirtschaftlich gestaltet wird. In diesen Zusammenhang werden folgende Schwerpunktbereiche gestellt.
Virtualisierung und Cloud-Computing
Die IT-Infrastruktur, die in der Verwaltung des Freistaates Sachsen eingesetzt wird, ist mehrheitlich auf einen spezifischen fachlichen Bedarf in einem Bereich zugeschnitten und auf die dort theoretisch mögliche Spitzenlast ausgelegt. Mit dieser Konstellation einer dedizierten, kleinteiligen Strukturierung der IT sind zwei Probleme verbunden
- Die Spitzenlast wird zumeist nur kurzzeitig benötigt.
- Die Flexibilität der Erweiterung der IT ist eingeschränkt.
Strategischer Anspruch ist, dass sowohl die Auslastung der in der Verwaltung des Freistaates Sachsen eingesetzten IT, als auch deren Flexibilität erhöht wird. So selbstverständlich heute auf Anwendungen und Dienste der IT orts- und zeitungebunden zugegriffen werden will, so selbstverständlich müssen die Leistungen der IT:
- auf bestehende Anforderungen zugeschnitten sein, ohne unnötige Überkapazitäten vorzuhalten, und
- schnell sowie kostengünstig an neue Anforderungen angepasst werden können, ohne dass die Verwaltungsabläufe ins Stocken geraten.
Die Virtualisierungstechnik ist ein Motor für Angebote unter dem Schlagwort »Cloud Computing«. Mit dem strategischen Ziel geht daher die Erwartung einher, dass die mittel- bis langfristige Etablierung von Cloud Computing Angeboten mit in den Blick genommen wird. Hierbei wird auf die Ausprägung als »Private Cloud« oder »Trusted Cloud« orientiert, also auf einen Betrieb der IT in Hoheit des Freistaates Sachsens.
Strategisches Ziel:
»Das Potenzial zum Einsatz der Virtualisierungstechnik wird langfristig weitgehend erschlossen.«
Sächsisches Verwaltungsnetzwerk (SVN)
Das SVN ist das Kommunikationsnetzwerk des Freistaates Sachsen. Es stellt der Verwaltung auf staatlicher Ebene u. a. gesicherte Netzanschlüsse, Sprach- und Datendienste sowie zentrale Übergänge an das öffentliche Telefon- und Mobilfunknetz und das Internet bedarfsgerecht bereit. Auf der Basis dieses Kommunikationsnetzes bietet die KDN Kommunale DatenNetz GmbH der Verwaltung auf kommunaler Ebene ein eigenständiges Netz sowie eine Anbindung an das SVN an. Bei der Weiterentwicklung des SVN sollen fachliche Bedarfe und neue technische Potenziale in die Konzeption einfließen.
Zur Umsetzung des strategischen Ziels sind die Anforderungen an ein weiter entwickeltes SVN unter Beteiligung der kommunalen Ebene kurzfristig festzulegen. Dabei spielen zusätzlich zu den vordringlichen Ansprüchen an:
- die Verfügbarkeit bedarfsgerechter Leistungen wie angemessene Bandbreiten und leistungsfähige Dienste,
- eine hinsichtlich der Ausfalltoleranz robust ausgelegte Architektur,
- einen wirtschaftlichen Betrieb und
- die Gewährleistung eines angemessenen Informationssicherheitsniveaus
auch einfache Betriebs-, Abrechnungs- und Änderungsprozesse sowie die Offenheit für neue technische Möglichkeiten eine wichtige Rolle. Auch die heute schon im SVN umgesetzten Anforderungen sind zu berücksichtigen.
Strategisches Ziel:
»Die Verwaltung des Freistaates Sachsen nutzt mittelfristig ein weiter entwickeltes Sächsisches Verwaltungsnetz, das Leistungen bedarfsgerecht zur Verfügung stellt, wirtschaftlich betrieben wird und ein angemessenes Informationssicherheitsniveau gewährleistet.«
Softwarequalität
Die Leistungen der IT bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen, bedeutet die Qualität der eingesetzten Software zu gewährleisten. Die Liste der Merkmale, die qualitätsgerechte Software ausmachen, ist umfangreich. Zusammengefasst, muss sie:
- effektiv arbeiten, d.h. alle funktionalen Anforderungen erfüllen,
- den Schutzbedarf von Informationen und Funktionen hinreichend decken,
- bezogen auf Beschaffung, laufenden Betrieb und Weiterentwicklung wirtschaftlich sein und
- aus der Perspektive der Anwender ergonomischen Qualitätsanforderungen genügen.
Die Anforderungen an die Ergonomie beinhalten besondere Herausforderungen. Hier geht es im Kern darum, die Software an die körperlichen und mentalen Fähigkeiten von Menschen anzupassen. Dieser Anspruch gilt auch für Menschen mit Behinderungen. Der Freistaat Sachsen hat sich mit dem sächsischen Integrationsgesetz und der Gestaltungsrichtlinie für Internet-Auftritte bereits zur barrierefreien Gestaltung seiner Internet-Angebote bekannt. Für die elektronische Vorgangsbearbeitung und Aktenführung ist eine Regelung im Sächsischen E-Government-Gesetz vorgesehen. Es gilt, darüber hinaus die Barrierefreiheit schrittweise für alle Anwendungsbereiche umzusetzen.
Strategisches Ziel:
»Der Freistaat Sachsen setzt langfristig in allen Anwendungsbereichen Software ein, die auch Menschen mit Behinderungen grundsätzlich uneingeschränkt nutzen können.«
Gewichtige Anforderungen an die Softwarequalität ergeben sich ferner zur Gewährleistung von Informationssicherheit und Datenschutz. Es gilt, Fehler in Konzeption und Programmierung der Software zu vermeiden (»Security by Design«) sowie Oberflächen so zu gestalten, dass Bedienfehler minimiert werden. Insgesamt sind die Anforderungen an die Softwarequalität bereits in der Konzeption für eine IT-Lösung zu konkretisieren, in der Folge bei der Beschaffung und Implementierung umzusetzen und durch Tests auf Basis entsprechender Lastenhefte abzusichern. Dies gilt für die interne oder externe Entwicklung fachspezifischer Software ebenso wie für den Kauf von Standardsoftware.
Freie und Open Source Software
Der Einsatz von Freier und Open Source Software (Free/Libre Open Source Software – FLOSS) kann durch den Wegfall von Lizenzkosten dazu beitragen, Leistungen der IT wirtschaftlicher zur Verfügung zu stellen. Zudem ist ein Beitrag zur Gewährleistung der Informationssicherheit möglich, sofern die notwendigen Ressourcen zur Prüfung und ggf. Weiterentwicklung des quelloffenen Programmcodes verfügbar sind.
Derzeit wird FLOSS in der Verwaltung des Freistaates Sachsen u. a. bei Servern, Datenbanken, Infrastruktur- und Verzeichnisdiensten eingesetzt. Ein relativ hoher Einsatz ist im Bereich der zentral betriebenen Web- und Proxyserver sowie im Bereich der Managementtools zu verzeichnen. Künftig fördert der Freistaat Sachsen FLOSS, indem immer dann, wenn neue IT eingeführt oder bestehende IT aktualisiert oder ersetzt werden sollen, verpflichtend die Frage zu beantworten ist, ob der Einsatz von FLOSS möglich und wirtschaftlich geboten ist. Möglich ist der Einsatz, wenn mindestens ein adäquates FLOSS-Produkt auf dem Markt verfügbar ist, das die jeweiligen Anforderungen erfüllt und in dem verbindliche Interoperabilitäts- und Sicherheitsstandards umgesetzt sind.
Bei der vergleichenden Prüfung der Wirtschaftlichkeit müssen neben den Kosten für die Beschaffung auch die Kosten für die Einführung, den Betrieb, die Wartung, den Support, für die Qualifizierung der IT-Fachkräfte und ggf. der Endnutzer auch weitere Aspekte berücksichtigen. Hierzu zählen insbesondere:
- die Gewährleistung einer langfristigen Weiterentwicklung des Produkts, insb. hinsichtlich Sicherheitslücken,
- die Integrationsfähigkeit in vorhandene technische Umgebungen,
- die Eignung für virtualisierte Umgebungen und
- das Innovationspotenzial für weitere Entwicklungen.
Die Nutzung von FLOSS außerhalb dieses Rahmens ist nicht vorgesehen.